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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Berndt Seite

Von Evchensruh nach Adams Hoffnung

Die sechs Erzählungen sind das Kaleidoskop eines Lebens: von der erinnerten Kindheit, die immer märchenhafte Züge trägt, über die verspielten Dinge der Jugend bis hin zu den harten Auseinandersetzungen im Erwachsenen-Dasein. Das Verschwinden von Glauben und Vertrauen, das Verzweifeln an der Welt, diese metaphorische Obdachlosigkeit (Safranski), sind Teil davon.

Die gemeine Elwedritsche

Die gemeine Elwedritsche

Herbert Kihm

Früher: bestia palatinensis

- im Saarpfalz-Kreis nicht beheimatet?

Im Saar-Pfalz-Kreis, früher Kreis St. Ingbert, als Sohn einer Pfälzer Mutter-gebürtig aus Vinningen, Landkreis Pirmasens (und eines saarländischen Vaters) aufgewachsen, sind mir aus Erzählungen meiner Mutter die Elwedritsche (auch: Elwetritsche) geläufig.

Elwedritschen-Paar
Elwedritschen-Paar

In meinem Studium der Biologie sind mir diese fabelhaften Wesen nie begegnet, ganz im Gegensatz zu den gut erforschten Rhinogradentia, die in dem Buch: Bau und Leben der Rhinogradentia von Prof. Dr. Harald Stümpke, weiland Kustos des Darwin-Institute of Hi-lay, Maiúwili (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1979,ISBN 3-437-30083-0) ausführlich beschrieben werden. Am Erstaunlichsten fand ich die Tatsache, dass die Elwedritsche in der Pfalz wohl ihren Verbreitungsschwerpunkt und dort wohl auch ihren Ursprung haben, in dem unmittelbar benachbarten heutigen Saarpfalz-Kreis (Autokennzeichen: HOM) jedoch so gut wie unbekannt sind, obwohl keine Separationsmechanismen einer Ausbreitung entgegen stünden.

Wenden wir uns dieser höchst faszinierenden Spezies näher zu - soweit uns bekannt:

Morphologie und Anatomie:
Gemeinhin zeigen Elwedritsche Ähnlichkeit mit den Hühnervögeln (Galliformes), besitzen jedoch einen deutlich längeren Schnabel (beccus) einen gedrungenen Rumpf und rudimentierte Flügel (pennae), zeigen also eine gewisse Ähnlichkeit mit den Kiwis (Gattung Apteryx) Neuseelands mit denen sie auch ihre Flugunfähigkeit teilen oder mit dem ausgestorbenen Riesenalk (Alca impennis). Einige Abbildungen zeigen weibliche Exemplare mit deutlich erkennbaren Brüsten (mammae).Die Anatomie ist unbekannt bzw. wo vorhanden, wissenschaftlich nicht akzeptabel.

weibliche Elwedritsch
weibliche Elwedritsch

Habitat:
Die Elwedritsche bevorzugen eindeutig dichte Waldgebiete(Pfälzer Wald!), offene Landschaften scheinen gemieden zu werden. Das bekannteste Vorkommen erstreckt sich vom Pfälzer Wald über den Rhein, den Odenwald bis Nordbaden bzw. Nordwürttemberg. Das isolierte Einzelvorkommen in der Oberpfalz „Elbatrietscherl", soll durch die Einfuhr von Exemplaren durch die Söhne der Pfälzer Kurfürsten( Wittelsbacher, Amberg) verursacht worden sein.

Absolut einzigartig ist einerseits die Tatsache, dass sich das Verbreitungsgebiet dieser endemischen Spezies auf das Gebiet der historischen Kurpfalz (und einiger Exklaven) bezieht, jedoch, wie erwähnt, die heute zum Saarland zählenden Areale ausschließt, obwohl die Mentalität der dortigen Einwohner - trotz anderer Behauptungen - sich nur in Nuancen von den Pfälzer Nachbarn unterscheidet und das Biosphärenreservat Bliesgau ein absolut geeignetes Biotop mit seinen auf tertiären Bundsandsteinböden heimischen Buchenwäldern und dem milden Klima darstellen sollte. Was weiter überraschend ist, aber schnell zu erklären, ist das Vorkommen von „Elwedritschlicher" bei der Bevölkerungsgruppe der Amischen in Pennsylvania. Verbürgt ist dort die Vorstellung, dass die „Elwedrischlicher" von den Auswanderen, die ja überwiegend aus der Pfalz stammten, bei deren Exodus mitgenommen wurden: „.. so dass sie kenn Heemweh griegge dedde" (u.a.University of Kansas: Projekt Linguistic Atlas of Kansas German Dialects).

Ethologie und Fortpflanzung:
Über das Verhalten der Elwedritsche liegen bisher keinerlei fundierten Forschungsergebnisse vor. Weder ist ihr Nahrungsangebot (herbivor, carnivor, omnivor) bekannt, noch ihre Rolle im Räuber-Beute-System (Lotka-Volterra-Regeln). Naheliegend auf Grund des Schnabels wären Früchte, Beeren und Insekten/Spinnentiere am Boden oder in der oberen Bodenschicht (H-, L-, O-Horizonte: org. Auflage(Torf, Streu, nicht-torfige organische Feinsubstanz). Da die Spezies nachtaktiv und sehr scheu ist, besitzen wir auch über das Sexualverhalten nur vage Vermutungen. Nach der mehr als dürftigen Faktenlage scheint es sich um Chimären zwischen Hühnervögeln und Waldkobolden oder Elfen zu handeln. Solche transgenen Formen sind seit der Antike in Form des Pegasus, der Sphinx oder der Centauren überliefert. Ungeklärt bleibt dabei ob die Individuen steril oder fertil sind (s. Maultier/Maulesel).

Aus dem Ei schlüpfende Elwedritsch
Aus dem Ei schlüpfende Elwedritsch
Systematik:
Da keine eindeutigen Fakten über Anatomie, Physiologie und Ethologie greifbar sind, ist eine systematische Einordnung im Linnéschen System wissenschaftlich unseriös. Folgende Tatsachen sind evident und stellen dadurch aber auch eine Antinomie bzw. ein Paradoxon dar: Einerseits legt der Besitz von Mammae (weibliche Brust) die Nähe zu den Mammalia (Säugetiere) nahe, anderseits die Tatsache der Oviparie (eierlegend) die Nähe zu den Aves (Vögel). Denkbar wäre auch die bei einigen rezenten Reptilien (Blindschleiche, Kreuzotter) zu beobachtende Ovoviviparie (Jungen schlüpfen schon im Ovidukt aus dem Ei, jedoch keine Plazenta). Dem ernsthaften Wissenschaftler stellen sich jedoch weitergehende Fragen: Handelt es sich um eine Morphospezies oder eine Ethospezies, liegen prae- oder postzygotische Isolationsmechanismen vor, ist eine allopatrische Artbildung Ursache oder Folge der endemischen Verbreitung, sind es „lumper" oder „splitter", und, und, und.

Aus all diesen Gründen ist augenblicklich eine Stammbaumrekonstruktion unmöglich, fehlen dazu auch fossile Relikte oder die Möglichkeit einer DNA- Sequenzierung.

Der üblicher Weise in der binären Nomenklatur benutzte Name: Bestia (Gattung) palatinensis (Art) ist nach meiner Auffassung wissenschaftlich nicht zu halten, genauso wenig die Einteilung in: Familie: Elwedritsche verae mit zwei Arten: E. palatinensis und E. wolpertingiensis. Zutreffend wäre höchstens: „Res incognitas silvae palatinensis"

Original Elwetritsche-Jagdschein
Original Elwetritsche-Jagdschein

Namensherleitung:
Dazu gibt es in der einschlägigen Literatur eine Fülle von Deutungsversuchen. Als Biologe neige ich zu der Deutung des Neustadter Dipl.agr.biol. Stephan Dreyer, die ich hier in verkürzter Form darstellen möchte: Ausgehend von der Tatsache, dass Elwedritsche Ähnlichkeit mit Hühnervögeln zeigen, leitet er das Wort von dem in der Geflügelwirtschaft üblichen Begriff der Begattung: „Der Hahn tritt die Henne" ab. Diese Begrifflichkeit findet man auch bei dem Wort „Hahntritt", der Keimscheibe bei einem befruchteten Hühnerei. Analog dazu wäre dazu also ein „Elbtritt" zwischen einem „Elben" oder Elfen und einer Henne. Die Folge dieses „Fehltritts (sic!) eines Elferichs gegenüber seiner Elfe wäre somit die „Elfedritsche.

Brauchtum:
Die - erfolglose - Jagd auf dieses fabelhafte Wesen wird von zahlreichen Städten und Gemeinden in der Pfalz angeboten. Selbst auf der Webseite der Deutschen Bahn (Deutschland erleben, Fabelhafte Elwedritschejagd im Pfälzerwald, Lernen Sie das berühmte Pfälzer Fabelwesen und seinen Lebensraum kennen -Gruppenführung für 18,- Euro pro Person) findet man das Angebot. Die Frustration der Jagdgesellschaft nach erfolgloser Jagd wird im Nachklang dann meist geschickt bei einer umfangreichen Weinverkostung ertränkt.

Grundlegende Informationen werden angeboten im: Elwedritsche-Museum, Antoniengasse 3, 67346 Speyer.

Summary:

  1. Elwedritsche finden sich endemisch im Gebiet der ehemaligen Kurpfalz und deren historischen Exklaven. Warum keine Funde im benachbarten Saarpfalz-Kreis nachgewiesen werden können bleibt Forschungsaufgabe.
  2. Auf Grund fehlender Forschungsunterlagen ist eine systematische Einordung in das Linnésche Ordnungssystem nicht möglich. Auch das Aufstellen eines phylogenetischen Stammbaumes ist auf Grund des Fehlens von verwertbarer DNA, homologer Organvergleiche, von Merkmalsalternativen (plesiomorph, apomorph), Monophylieprüfung oder der Beziehung zu Schwestertaxa bei dem heutigen Wissensstand nicht im Entferntesten denkbar.
  3. Eine wissenschaftliche Bearbeitung ist dringend angebracht, da die Gefahr besteht, dass diese Spezies aus der Roten Liste (IUCN) der extrem gefährdeten Arten durch Extinktion (EX, EW) verschwinden wird. Hier sollte auch unbedingt die Mithilfe bayerischer Wissenschaftler herangezogen werden, die schon lange an der verwandten Art des Wolpertingers erfolgreich forschen. Eine weitere zu prüfende Parallele, da die Rheinpfalz seit 1816 Teil des Königreiches Bayern war.
    Die erheblich finanzielle Unterstützung der bayerischen Landesregierung in diesem Bereich sollte auch ein Ansporn für die Rheinland-Pfälzische und Saarländische Landesregierungen sein, solche essentiellen Forschungsaufgaben mehr als bisher zu unterstützen.
  4. Unter strenger wissenschaftlicher Kontrolle sollte eine Einbürgerung in das Biosphärenreservat Bliesgau erwogen werden und/oder den Hochwald, da die Elwedritsche auch als Neozooen das biologische Gleichgewicht nicht beeinflussen sollten.
  5. Nicht unerheblich wäre der Aspekt eines weiteren nachhaltigen und umweltfreundlichen Tourismusangebotes in der Region durch diese Ansiedlung.

 

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- Vorschaubild: Statue einer Elwetritsch
- Fotos im Text: Elwetritschen-Brunnen in Neustadt a. d. Weinstraße. (Fotograf: Immanuel Giel; public domain; Bildquellen: Wikimedia Commons)
- Elwetritsche-Jagdschein: Fredi Brabänder, mit freundlicher Genehmigung.

 

 

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