Saarland-Lese

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Unser Leseangebot

Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Weihnachten bei Familie Luther

Christoph Werner

Luthers jüngster Sohn erzählt vom Christfest

Paul Luther, der jüngste Spross der Lutherfamilie, gewährt dem Leser Einblick in sein Leben und das seiner Familie.
Er berichtet von seiner Kindheit in Wittenberg und der Krankheit seines Vaters, von seiner Verwicklung, die ihm als Leibarzt widerfuhren, und von den Intrigen am Gothaer Hof. Reichlich illustriert öffnen sie dem Leser die Tür zur Weihnachtsstube der Familie Luther.

Saarländisches Maß

Saarländisches Maß

Hans Herkes

Alles ein wenig kleiner und bescheidener

„Das kleinste Flächenland" wird das Saarland oft genannt. Hat man schon einmal gehört, dass ein deutsches Bundesland als das größte Flächenland bezeichnet wird? Welches wäre das denn? Und überhaupt: Fläche und Land ist fast eine Tautologie, landläufig gesagt: doppelt gemoppelt. Man hat den Eindruck, die unser Land so nennen, möchten eigentlich vom kleinsten Bundesland sprechen. Das geht zu ihrem Bedauern nicht, weil es an der Nordseeküste noch etwas gibt, was sich mit Mühe über Wasser hält und kleiner ist. So leben wir Saarländer zwar im kleinsten Flächenland, aber zugleich in dem Bundesland mit der zweithöchsten Bevölkerungsdichte, fast vierhundert von uns drängen sich auf einem Quadratkilometer, aber das sagt niemand. Diese Rolle haben wir uns nicht ausgesucht, aber sie ist uns lieb geworden, und wir möchten sie nicht ändern. Im übrigen verstehen wir, dass man gern auf kleinere hinabschaut, tun wir es doch selbst bei Gelegenheit. Wenn in der Perler Gegend von einer Person die Rede ist, die ihr Brot in Luxemburg verdient, sagt man, sie arbeite im Ländchen.
Die Welt im Saarland
Die Welt im Saarland

Nicht nur unser Land ist klein, auch vieles innerhalb seiner Grenzen. Das Relief: Wir geben uns zufrieden mit ca. 600 m über NN. Die Saar zählt nicht zu den großen Flüssen mit ihren knapp 250 Kilometern von den Nordvogesen bis Konz bei Trier; auf weniger als einem Drittel dieser Strecke fließt sie zwischen saarländischen Ufern dahin. Die Hälfte ihrer Nebenflüsse hat ihre Quelle außerhalb des Landes. Die Mosel, doppelt so lang wie die Saar, berührt unser Land nur im Nordwesten. Ein Fußgänger, der am Ufer entlang geht, bewältigt die Strecke in zwei Stunden. Aber der Fluss ist deutsch, d. h. saarländisch, bis zum luxemburgischen Ufer. Umgekehrt gilt dasselbe. Das ist dort eine Besonderheit. Ähnliche Eigentümlichkeiten gibt es nicht nur mit Flüssen, sondern auch mit Straßen, sogar mitten im Dorf. Das Saarland ist nicht groß genug, dass das kleine Dorf Leidingen, welches westlich von Saarlouis auf dem Gau liegt, ganz zu Deutschland gehören kann, ein Teil ist französisch. Im Warndt soll es sogar ein Haus geben, das so auf der Grenze steht, dass die Bewohner im einen Land kochen und im anderen schlafen, und das im selben Haus. Ob das einer genauen Überprüfung standhält, ist nicht verbürgt.

Unsere Hauptstadt, Saarbrücken, bringt es nur deshalb auf ungefähr 200 000 Einwohner, weil ihr nach drei Himmelsrichtungen die Nachbarorte eingemeindet wurden, darunter Dudweiler, früher berühmt als größtes Dorf Deutschlands. Wollte sich Saarbrücken nach Süden ausdehnen, müsste es Forbach eingemeinden. Dann hätte es einen französischen Teil wie Leidingen. Die übrigen Saarstädte bescheiden sich mit weniger als 50 000 Einwohnern, nur Neunkirchen hat einige mehr. Die Gesamtbevölkerung hat sich bei etwa einer Million eingependelt. Verluste durch Wegzug wurden durch Zuzug von Luxemburg im Nordwesten bis Anatolien im Südosten ausgeglichen.

Was für das Land im Ganzen charakteristisch ist, lässt sich auch in Teilaspekten feststellen, etwa in der Landwirtschaft. Es gibt alles, was die Natur in diesen Breiten zulässt, aber in reduziertem Maßstab: köstliche Erdbeeren von den hängenden Gärten bei St. Barbara; Äpfel aus den Streuobstwiesen im Bliesgau und von den Rändern des Merziger Beckens, sogar alte Sorten wie Winterrambour, wo sonst findet man die noch; saarländischer Wein reift an der Obermosel in der Gemeinde Perl, nicht zu verwechseln mit Saarwein aus dem benachbarten Bundesland; Bohnen gedeihen besonders gut in zwei Tälern, die denn auch Bohnental heißen, eins im Kreis St. Wendel, das andere im Bliesgau; der Sandboden bei Neuforweiler in der Nähe von Saarlouis ist für den Kartoffelanbau geeignet und der Schwemmboden in der benachbarten Lisdorfer Au für Gemüse.

Doch halt, die Lisdorfer Au, ist davon noch etwas übrig geblieben? Ist sie nicht unter dem riesigen blauen Gebäude einer Einrichtungshauskette und dem dazu gehörenden Parkplatz verschwunden? Wo sich früher Lauchfelder dehnten, parken jetzt Autos mit Kennzeichen aus dem In- und Ausland. Das ist kein saarländisches Maß mehr, aber so ist eben jetzt mit der Globalisierung im Kleinen, bedient sich nicht ein hier entstandenes Warenhaus einer Erdkugel als Markenzeichen?

Im Focus: das Saarland
Im Focus: das Saarland

Es hat sich nicht alles geändert; auch auf diesem Gebiet gibt es noch das saarländische Maß. Da hält sich ein Optikerladen zwischen den vielen Filialen der Großen und charakterisiert sich selbst als klein, aber fein. Ein Kaufhaus, seit Generationen am Ort und nirgendwo sonst, bietet alles, was das Herz begehrt, von köstlichem französischen Käse, raffiniert von Hennart, bis zu Geschirr und Bekleidung, und ein kleiner Vogel pfeift es von der Fassade herab über die Platanen hinweg, die den weiten Marktplatz davor säumen. 

Was sollen wir noch als Beleg für unsere These anführe? Ein Beispiel aus dem Bereich der Industrie: Bei Ford in Saarlouis laufen eher die kleinen Typen vom Band; im Sport: mit kleinen Bällen sind saarländische Clubs bisweilen erfolgreich, also im Tischtennis, nicht im Fußball.

Die Sprache? Grob gesagt gibt es im Saarland nur zwei Dialekte: Rhein- und Moselfränkisch, natürlich mit mehr oder weniger starken Unterschieden von Dorf zu Dorf. Im übrigen Deutschland hält man, Heinz Becker sei Dank, eine lokale Ausprägung des Rheinfränkischen für Saarländisch, wenn man nicht sogar glaubt, unsere Muttersprache sei das Französische. Wir nehmen's mit Gelassenheit und „Saarfranzose" nicht mehr als Schimpfwort, eher als Beweis der Unkenntnis saarländischer Verhältnisse. Wer weiß, ob die jenseits des Rheines nicht sogar glauben, wenn das Land kleiner ist als ein durchschnittlicher Regierungsbezirk in einem deutschen Bundesland, dann müssten auch die Leute kleiner sein als die Durchschnittsdeutschen. Dann würde man alle paar Jahre in den Zeitungen lesen: „Die kleinen Saarländer wählen demnächst ihren kleinen Landtag, der nur 51 Sitze hat."

Zugegeben, Letzteres ist eine methodische Übertreibung. Wahr bleibt indes: Mit der Kenntnis saarländischer Verhältnisse ist es im übrigen Deutschland nicht weit her, obwohl wir immer mehr Besuch von drüben hier haben. Auf dem Parkplatz vor einer saarländischen Sehenswürdigkeit komme ich dazu, wie ein älterer Herr das Nummernschild unseres Autos unter die Lupe nimmt. Ich grüße und frage, was ihn interessiere. Er: „Das MZG, was heißt das?" Ich: „Das heißt Merzig, es ist die Kreisstadt" Er: „Kenn' ich nicht, nie gehört." Ich: „Merzig liegt unten im Saartal, ca. 25 km von hier." Er: „Keine Ahnung. Die Gegend ist doch touristisch noch nicht so erschlossen." Ich: „Und woher kommen Sie?" Er: „Aus Mecklenburg."

Sie kennen uns nicht, nicht wegen der Grenze dazwischen, es ist eher der dünn besiedelte Waldgürtel, der uns umgibt, von der Pfalz über den Hunsrück bis in die Eifel, und uns so vom übrigen Deutschland trennt. Aus eben diesen Landstrichen kamen in der Zeit der Industrialisierung junge Leute, die sich in ihrer Heimat nicht mehr ernähren konnten, an die Saar, um in den dort entstehenden Gruben und Hütten Arbeit und Brot zu finden. Touristisch nicht erschlossen? Da liegt er nicht ganz falsch, der Mecklenburger. Es hat etwas länger gedauert, bis wir uns entschlossen zu glauben, andere könnten unser Land attraktiv und einer Reise wert finden. Und so sind wir an die Côte d'Azur gefahren, als die Mecklenburger ihre Füße noch in der Ostsee badeten, wenn das Wasser nicht zu kalt war, und nach Paris hatten wir's nur halb so weit wie nach Berlin.

 

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- Vorschaubild: Zwei Wappen des Saarlandes, links Landeswappen seit 1957, rechts Wappen des Saarstaates 1947-1956.
- Die Welt im Saarland. Fotomontage von Rita Dadder
- Deutschlandkarte mit Focus Saarland: Original by David Liuzzo, CC By-SA 2.0, via wikimedia commons; bearbeitet von Rita Dadder.

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