Saarland-Lese

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Unser Leseangebot

Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Friedrich W. Kantzenbach

Erfundenes Glück

Der Autor beschäftigt sich auf lyrischem Weg mit den essentiellen Dingen des Lebens. Er reflektiert seine reichen literarischen Begegnungen und verarbeitet Reiseerlebnisse und persönliche Bekanntschaften mit Menschen, die ihn beeindruckten. Zunehmend durchdringen die Themen Krankheit, Tod und Vergänglichkeit seine Texte.

 

Das Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Das Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Hans Herkes

Aktivitäten des Hilfswerks im Saarland

Slowakischer Besuch auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks - mit Bischof Marx in Trier (2007)
Slowakischer Besuch auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks - mit Bischof Marx in Trier (2007)

Eine litauische Jüdin, Irina F., vom Maximilian-Kolbe-Werk ins Saarland eingeladen, ist für eine Woche Gast in der Familie P. in Hilbringen. Gleich nach ihrer Ankunft bittet sie die Gastgeberin, ihre Tochter anrufen zu dürfen, die seit einigen Jahren in Konstanz lebt und in einem Orchester Geige spielt. Nach dem Gespräch mit ihrer Tochter bittet die Litauerin die Hausfrau ans Telefon: ihre Tochter wolle mit ihr sprechen. Die platzt ohne Umschweife heraus: „Was um Himmels Willen haben Sie getan, dass meine Mutter zu Ihnen gekommen ist? Ich bitte sie seit Jahren, mich in Konstanz zu besuchen, sie lehnt es jedes Mal ab und sagt, dieses Land werde sie nicht betreten, zu viel Leid hätten die Deutschen über sie und ihre Familie gebracht." Die Gastgeberin aus Hilbringen kann darauf nur antworten, ihr Mann und sie selbst seien seit Jahren dem Maximilian-Kolbe-Werk verbunden, auf dessen Einladung ihre Mutter ins Saarland gekommen sei. Der hiesige Vertreter dieser Einrichtung sei ein Freund. Er habe Gastfamilien gesucht, und so sei ihre Mutter in ihr Haus gekommen. Mehr könne sie dazu nicht sagen.

Was zu dieser Zeit weder die Tochter in Konstanz noch die Familie in Hilbringen wussten, den Sinneswandel der Mutter aber erklärt, ist dies: Bekannte von ihr aus Litauen waren einer solchen Einladung gefolgt, hatten nach ihrer Rückkehr erzählt, was sie erlebt hatten, und ihr versichert: „Du kannst unbesorgt mitfahren, die Leute dort sind anders als die, die uns das damals angetan haben."

Besuch aus der Slowakei mit Bischof Marx in Trier (2007)
Besuch aus der Slowakei mit Bischof Marx in Trier (2007)

Diese Geschichte, die sich im Jahre 2004 zugetragen hat, zeigt am konkreten Beispiel, welche Ziele das Maximilian-Kolbe-Werk sich setzt und wie es sie erreicht. Die Organisation wurde 1973 von Pax Christi, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und anderen katholischen Verbänden gegründet. Vorausgegangen waren ein Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz und eine Zusammenkunft mit ehemaligen Inhaftierten, denen es offensichtlich am Lebensnotwendigen fehlte.

Ziel des Werkes ist die Verständigung und Versöhnung zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk und die Unterstützung ehemaliger KZ- und Ghettohäftlinge in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Namensgeber ist der polnische Franziskaner Maximilian Kolbe, der im Juli 1941 in Auschwitz ermordet wurde. Ein Häftling war geflohen, deshalb wurden zehn andere zum Tod verurteilt. Maximilian Kolbe bot sein Leben für das eines Familienvaters an. Er sollte verhungern. Nach zwei Wochen wurde er mit einer Spritze getötet und im Krematorium verbrannt. 1982 wurde er von Papst Johannes-Paul II. heilig gesprochen. Das Geld für die Aktivitäten des Werks kommt von Spenden und Kollekten in den katholischen Kirchen.

Jedes Jahr werden etwa 300 KZ- und Ghettoüberlebende, in geringerer Zahl auch deren Helfer und Retter in der Zeit der Verfolgung, nach Deutschland eingeladen und in Gästehäusern untergebracht. Im Saarland ist es etwas anders, da laden sie private Gastgeber für eine Woche in ihre Wohnung ein, und das schon seit 24 Jahren. Es ist das besondere Verdienst von Herrn Georg Hasenmüller aus Mettlach, dass dies geschieht. Er findet auch immer wieder ehrenamtliche Helfer und Begleiter bei Besichtigungsfahrten nach Saarbrücken, Trier, Luxemburg, Worms, Metz oder Straßburg, zu Empfängen der Bürgermeister von Mettlach und Schengen, des Landtagspräsidenten in Saarbrücken und des Bischofs in Trier, ebenso zu Begegnungen mit Jugendlichen in den Schulen.

Nun ist es bei all diesen Veranstaltungen nicht so, dass nur die einen Mühe aufwendeten und die anderen allen Nutzen davontrügen. „Wenn die Sprachbarriere nicht zu hoch und ein Gespräch möglich ist", meint man im Haus der Familie L. in Mettlach, „dann ist es eine Bereicherung für alle." Frau L. in Faha, die immer wieder Gäste des Maximilian-Kolbe-Werks in ihr Haus einlädt, drückt es so aus: „Es ist ein Geben und Nehmen für beide Seiten." Ähnlich urteilen alle Beteiligten.

 

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Fotos: Claudia Haus, mit freundlicher Genehmigung
Vorschaubild: Logo des Maximilian-Kolbe-Werks e.V.

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