Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Ludwig XIV.

Ludwig XIV.

Florian Russi

Louis XIV, Sonnenkönig (1638-1715)

Er war in vierfacher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Der französische König und Gründer der saarländischen Stadt Saarlouis war ein außergewöhnlicher Lebemann, Monarch und Feldherr, und er prägte den Stil und die Kultur einer langen Epoche.

Sein Appetit war unmäßig. Wie seine Schwägerin Liselotte von der Pfalz festgestellt hat, verspeiste Louis an einem einzigen Mittag vier Teller Suppe, einen ganzen Fasan, ein Rebhuhn, zwei Scheiben Schinken, Hammel mit Brühe und Knoblauch, einen großen Teller mit Süßigkeiten und zum Abschluss noch gekochte Eier und Obst. Dennoch war er nie übermäßig dick. Nach seinem Tod stellten die ihn obduzierenden Ärzte fest, dass er - eine Laune der Natur - zwei Mägen besaß und daher zu intensiver Verdauung im Stande war. An deren Ergebnissen ließ er jeden Tag ausgewählte Gäste teilnehmen. Als besondere Auszeichnung oder gegen ein angemessenes Entgelt durften sie morgens dabei sein, wenn ihre Majestät ihren zweiten „Thron" bestieg, um sich der üppigen Mahlzeiten, die sie zu sich genommen hatte, geräuschvoll wieder zu entledigen.

Ohne unmittelbare Zeugen gestaltete Ludwig sein intensives Liebesleben. Doch wurde von den Herren und Damen am Hofe eifrig notiert, wann und wie lange der große König seine Zeit mit welcher Dame verbrachte. Alles Weibliche soll ihn in Bann gezogen haben, Bauernmädchen ebenso wie Kammerzofen oder Damen des Hochadels. Verheiratet war er aus politischen Gründen mit Maria Theresia von Spanien, von der er sechs Kinder bekam. Daneben hatte er nacheinander vier offizielle Maitressen, die ihm insgesamt 11 Kinder schenkten. Die letzte unter ihnen, Françoise d'Aubigné, Madame de Maintenon, machte er nach dem Tod von Maria Theresia sogar heimlich zu seiner zweiten Ehefrau. Da sie ihm vom Stande her nicht ebenbürtig war, wurde die Eheschließung „linker Hand" vollzogen. Madame de Maintenon war die Tochter eines Hugenotten, aber selbst strenge Katholikin. Als fast Achtzigjährige soll sie sich Hilfe suchend an ihren Beichtvater mit der Frage gewandt haben, ob es immer noch zu ihren ehelichen Pflichten gehöre, ihrem, damals 76-jährigen, Angetrauten täglich zu Willen zu sein.

Mit fünf Jahren schon wurde Ludwig nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Louis XIII zum König von Frankreich. Die Regierungsgeschäfte für den Minderjährigen übernahmen seine Mutter, Anna von Österreich, und deren Vertrauter, Kardinal Mazarin. Als Ludwig 22 Jahre alt war, starb sein erster Minister und Ziehvater Mazarin. Der junge König verkündete, dass er von jetzt an ganz allein regieren werde. Das tat er dann auch nach dem Grundsatz „L'État, c'est moi!" („Der Staat, das bin ich").

Stadtwappen Saarlouis
Stadtwappen Saarlouis

Ludwig errichtete nun ein Herrschaftssystem, bei dem sich alles um seine Person drehte. Als Symbol wählte er die Sonne. „Sonnenkönig" wurde er daher auch genannt. Der von ihm gegründeten Festungsstadt Saarlouis verlieh er ein Wappen, auf dem die Sonne mit ihren Strahlen die Wolken zerstreut. Den französischen Adel, der Ludwigs Vorgängern oftmals das Regieren erschwert hatte, zog er mit pompösen Feiern, an denen nicht teilzunehmen den gesellschaftlichen Tod bedeutet hätte, sowie mit der Vergabe von Privilegien, Titeln, Landgütern, Pensionen u. ä. in seinen Bannkreis. Allein mit der teuren Kleidung, die für die vielen Feierlichkeiten angefertigt werden musste, sollen sich viele Adlige so sehr verschuldet haben, dass sie gegenüber ihrem König in finanzielle Abhängigkeit gerieten.

Die aufwendigen Feste und die damit verbundenen königlichen Gunstbeweise, gesellschaftlichen Begebenheiten, Gespräche und Eitelkeiten führten, so war es Ludwigs Absicht, schon bald dazu, dass sich das politische Leben in Frankreich allein auf den Königshof konzentrierte und nur einen einzigen Mittelpunkt kannte, den König selbst.

Unter Ludwig XIV. wurde Frankreich zur führenden europäischen Macht. Hinzu kamen überseeische Gebietserwerbungen und Koloniegründungen in Amerika, Asien und Afrika. Mit 20 Millionen Einwohnern wurde Frankreich zum bevölkerungsreichsten Land in Europa und der Wohlstand des Staates und seiner Bürger nahm dank einer effektiven Finanz- und Wirtschaftsverwaltung viele Jahre hindurch stetig zu. Als Ludwig seine Alleinherrschaft antrat, zählte das französische Militär insgesamt 40.000 Soldaten. Einige Jahre später waren 172.000 Mann ständig unter Waffen. Der Sonnenkönig führte insgesamt 29 Kriege, bei denen fast 9 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Er eroberte eine Reihe von Gebieten, die an sein Reich angrenzten und verleibte sie sich ein. Um die Zugewinne abzusichern, beauftragte er seinen genialen Baumeister Vauban an strategisch wichtigen Orten Festungen anzulegen. Eine davon wurde unmittelbar nach dem König benannt: Sarre–Louis, die heutige Kreisstadt Saarlouis im Saarland.

Ludwig XIV. und seine Erben
Ludwig XIV. und seine Erben

Macht macht sinnlich, heißt es, und Ludwig wusste Macht und Sinnesfreuden eng miteinander zu verknüpfen. Mit dem Bau seiner Residenz in Versailles schuf er das Vorbild für viele weitere Schlossbauten in ganz Europa. Seine Hofhaltung wurde nachgeahmt, ebenso sein autoritärer Herrschaftsstil. Das von ihm beförderte Barock verbreitete sich als Stil- und Moderichtung in vielen Ländern. Wenn heute noch englische Richter oder Peers bei besonderen Anlässen gepuderte Perücken tragen, so soll dies auf die von Louis bevorzugte Haartracht zurückzuführen sein.

Über die vielen Kriegstoten hinaus hatte die 55-jährige Alleinherrschaft des Sonnenkönigs eine weitere Kehrseite. Als Ludwig 1715 starb, hinterließ er seinem Nachfolger Louis XV ein überschuldetes Land. Immerhin mahnte er von seinem Sterbebett aus seinen damals noch unmündigen Thronfolger mit den Worten: „Ich habe den Krieg zu sehr geliebt. Ahmen Sie mich nicht nach. Auch nicht in den großen Ausgaben, die ich gemacht habe."

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