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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Heft 2

B-Z! Das ist nett! (Teil 1)

In diesem Arbeitsheft werden alle Konsonanten eingeführt, die sich beim Sprechen gut dehnen lassen. Dazu kommen noch einige Vokale (Zwie- und Umlaute).

Stadt Saarlouis

Stadt Saarlouis

Florian Russi

Einst Festung, heute Verwaltungs-, Handels- und Industriestadt

Als uneinnehmbar galt die 1680 nach Plänen des französischen Generalkommissars für das Festungswesen und späteren Marschalls Sébastien le Prestre de Vauban (1633 - 1707) und des königlichen Festungsbaumeisters Thomas de Choisy (1631/2 - 1710) erbaute Festung Saarlouis. Tatsächlich hat nie jemand versucht, die Stadt militärisch zu erobern.

Im sog. Holländischen Krieg (1672-1678) hatte der französische „Sonnen"-König Ludwig XIV. sein Herrschaftsgebiet nach Norden und Osten ausgeweitet und dabei auch Lothringen annektiert. Um die Eroberungen abzusichern, ließ er an deren Grenzen Festungen errichten, für deren Planung und Bau Vauban verantwortlich war.

Die Festung Saarlouis sollte der Sicherung Lothringens dienen. Nach dem, was wir im Heimatkundeunterricht bei Lehrer Spartz gelernt haben, hat Ludwig dabei auch den Satz gesagt: „Das Land an der Saar gehört zu Frankreich" und sich auf alte Verträge berufen. Man sprach von Réunion, was Wiedervereinigung bedeutet.

Blick auf den Großen Markt mit Marienbrunnen, Rathaus und Kaufhaus Pieper
Blick auf den Großen Markt mit Marienbrunnen, Rathaus und Kaufhaus Pieper

Das für die Errichtung der Festung geeignete Gelände erkundete Thomas de Choisy. Er schrieb darüber an den zuständigen Minister: „Es ist hier eine der schönsten und günstigsten Lagen, die ich je gesehen habe, und es ließe sich eine der besten Festungen Frankreichs anlegen ...". Choisy leitete dann auch im Wesentlichen die Bauausführung und wurde vom König zum ersten Gouverneur der Stadt ernannt.

Sechs Jahre lang waren mehr als 6000 Bauleute mit der Errichtung der Festung beschäftigt. Teile des Geländes mussten erst trocken gelegt werden. Daran erinnert noch der heutige Saarlouiser Stadtteil „Beaumarais", auf deutsch „Schöner Sumpf" geheißen.

Zwei weitere Stadtteile wahren das Gedenken an die Gründung der Stadt. „Picard" war Name und Standort eines Bauregiments, das auf die französische Provinz „Picardie" hinweist. „Bourg-Dauphin", eine andere Provinz, war Namensgeberin einer weiteren Bausoldaten- und Siedlungseinheit. Heute heißt der Ort „Neuforweiler" wird aber von seinen Bewohnern liebevoll „Bedofingen" genannt. Die Bewohner der neuen Stadt wurden mit Steuerprivilegien aus dem benachbarten Wallerfangen (französisch: Vaudrevange), aber auch aus anderen anliegenden Gemeinden und sogar aus Frankreich angeworben.

Kirche St. Ludwig, davor der Marienbrunnen
Kirche St. Ludwig, davor der Marienbrunnen

Einer Sage nach soll Stadtgründer Louis XIV Saarlouis nie betreten haben. Als er von Felsberg aus erstmals die im Tal gelegene Festungsanlage gesehen habe, soll er enttäuscht: „Ist das alles?" ausgerufen und den Befehl zur Umkehr gegeben haben. In Wirklichkeit hat er die Stadt mit großem Gefolge besucht und ihr wertvolle Gobelins zum Geschenk gemacht. Außerdem verlieh er ihr das Privileg, ein Wappen zu führen, dessen Symbolik auf eine enge Verbundenheit zu ihm, dem „Sonnenkönig" hinweist. Es zeigt die königlichen Lilien und die Sonne, deren Strahlen ein Wolkenband vertreiben. Darüber steht der Satz: „Dissipat atque fovet" („Sie zerstreut und erwärmt"), ein Anspruch, den der bedeutende französische Herrscher auch für sich selbst hat gelten lassen.

Im Jahr 1815 fiel die Stadt und Festung Saarlouis, nachdem Napoleon in der Schlacht bei Waterloo besiegt wurden war, an Preußen. Im selben Jahr wurde sie Kreisstadt. Die Einwohnerzahl wuchs und man benötigte Platz. Weil moderne Waffentechniken der Festungsanlage ihre Wirkung genommen hatten, ließ man die Mauern weitgehend abtragen und die Gräben zuschütten. Da, wo Vauban und Choisy unüberwindliche Festungsgräben hatten anlegen lassen, ziehen sich heute Ringstraßen um die Innenstadt und tragen mit ihren Grünanlagen zur Schönheit des heutigen Stadtbildes bei (s. auch Rundgang durch Saarlouis) .

Die alte Kommandantur am großen Markt ist heute ein Geschäftshaus.
Die alte Kommandantur am großen Markt ist heute ein Geschäftshaus.

Inzwischen beherbergt Saarlouis mit seinen Eingemeindungen 39.000 Einwohner. Die Stadt ist Verwaltungszentrum für den 207.000 Bewohner zählenden Landkreis Saarlouis, Sitz mehrerer Gerichte, Schulzentrum, Handels- und Industriestandort. Zahlreiche Geschäfte und Gaststätten sowie viele Parkmöglichkeiten locken täglich Besucher aus dem ganzen Saarland und dem benachbarten Lothringen an. Größter Arbeitgeber ist mit 6.000 Beschäftigten der Autobauer Ford, 1.000 Mitarbeiter beschäftigt die Schokoladenfabrik Ludwig. Die örtliche Sparkasse zählt zu den umsatzträchtigsten in ganz Deutschland. Auch ein landwirtschaftliches Zentrum gehört seit vielen Jahren zur Stadt. Die in einem Halbkreis von der Saar umflossene „Lisdorfer Au" ist ein äußert fruchtbares Gemüseanbaugebiet und beliefert viele Märkte und Händler.

Nach dem Anschluss des Saargebietes im Jahr 1935 an das von den Nationalsozialisten regierte Deutsche Reich störten sich die neuen Machthaber an dem französisch klingenden Stadtnamen. Bei einer Großkundgebung auf dem Großen Markt teilte der damalige Reichsinnenminister mit, der „Führer" Adolf Hitler habe befohlen, die Stadt um vier Umlandgemeinden (Fraulautern, Lisdorf, Picard, Beaumarais / Schönbruch) zu erweitern und in Saarlautern umzubenennen. 1945 kehrte sie jedoch wieder zu ihrem alten Namen zurück. Die Saarlouiser sehen keinen Grund, sich nicht zu ihrer stolzen französischen Gründungsgeschichte zu bekennen.

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Fotos: Florian Russi

Literatur:
- Ludwig Karl Balzer: Saarlouis. Aktuelle und historische Berichte über die Stadt Saarlouis eingeschlossen alle sechs Stadtteile. Verlag Dr. Nikolaus Fontaine Saarlouis 1964.
- Rosemarie Haine-Maas: Saarlouis Einst und Heute. Ein Streifzug durch Saarlouis und seine Geschichte. Dillingen 1992.

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