In unserer heutigen genormten Gastronomie bedeutet es schon etwas Besonderes, wenn man auf ein Restaurant trifft, in dem soweit wie möglich alles auf die individuellen Wünsche des Gastes ausgerichtet ist. Die Speisekarte wechselt in kurzzeitigem Rhythmus entsprechend den Jahreszeiten, den aktuellen Marktangeboten sowie den erwarteten Gästen. Einen Schwerpunkt bildet die saarländische Küche, die mehrfach preisgekrönt wurde.
„Hauptsach gudd gess“ ist ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Leitspruch der Saarländer. Alles, was bei Jürgen Schnabel auf den Tisch kommt, hat einen individuellen Charakter, eine klare Herkunft und eine ausgesuchte Qualität. Auch das benachbarte Elsaß, ebenfalls bekannt für seine gute Küche, kommt dabei zur Geltung. Nur ausgesuchte Lieferanten, namentlich bekannt und in ständigem Kontakt mit Jürgen Schnabel, dem Gastronomen, kommen zum Zuge. Wenn ein Bauer aus der Region anruft, dass der Kohlrabi in diesem Jahr besonders gut gediehen sei, oder dass er schlachtreife Perlhühner anzubieten habe, dann fährt Schnabel zu ihm und prüft das Angebot. Wenn es die Erwartungen erfüllt, finden sich in der Folge dann Perlhühner bzw. Kohlrabi auf der Speisekarte. Ein Leibgericht, so ist es der Wunsch vieler Gäste, darf aber nie in dem Angebot fehlen: „Schnabels Backfleisch im Grumbeerkiechelschenmantel auf in Butter geschwenktem Gemüse“.
Das Rezept dazu hat Jürgen Schnabel von seiner Uroma übernommen und von Siebenbürgen, seinem Geburtsland, mit an die Saar gebracht. Er kam als Kind ins Saarland, eignete sich schnell den saarländischen Dialekt an und absolvierte mehrere Ausbildungen in der Gastronomie. Zunächst heuerte er im Casino der Saarländischen Landesbank an, dann wagte er den Schritt in die Selbständigkeit und übernahm eine ehemalige Pizzeria im Saarbrücker Vorort Gersweiler. Die gestaltete er um in ein regionales Restaurant. Wichtig war ihm dabei die räumliche Struktur des früheren italienenischen Restaurants. Kein großer Speisesaal, sondern mehrere voneinander unabhängige Räume, in denen die Gäste unter sich sein und auch in kleinen Gruppen feiern können. Für solche Gruppen kann dann auch individuell gekocht werden.
Zum exquisiten Essen gibt es eine ausgesuchte Anzahl von Getränken. Mir und meiner Frau schmeckte als Aperitif der alkoholfreie „San Bitter“. Zum Essen hat man die Wahl zwischen dem selbst gebrauten Bier und erlesenen Weinen, vor allem aus dem Elsaß, aus Rumänien und Moldawien. Da kennt sich Jürgen Schnabel besonders gut aus und pflegt Kontakte zu ausgesuchten Winzern. Seine Weine wurden so populär, dass er zusätzlich einen florierenden Weinhandel aufbauen konnte.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch die zuvorkommende Bedienung, die auch unseren braven Hund nicht unbeachtet ließ. All dies spricht sich herum und so wurden auch viele Prominente: so Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zu treuen Gästen.
Ich kannte das Restaurant bisher nicht.
Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht. Die Fahrt nach Gersweiler
hat sich gelohnt und ich werde mit Sicherheit wiederkommen. Der Name
„Schnabels Restaurant“ ist passend, denn „schnabulieren“ bedeutet nach
dem Duden: „genussvoll essen“.
---
Internet: https://www.schnabels-restaurant.de/
*****
Fotos: Florian Russi