Treffpunkt von Rotariern, Lions, Schlaraffen, Wirtschafts- und Kulturvereinigungen ist Albrechts Casino am Staden in der Bismarckstraße in Saarbrücken. Auch für dienstliche Besprechungen wird das gastliche Haus gern genutzt, so von mir, wenn ich mich auf „halbem Weg" mit Partnern und Geschäftsfreunden aus Paris treffe. Das italienische Wort „Casino" bedeutet kleines Haus oder Landhaus, in Deutschland ist es vor allem als „Spielcasino" geläufig. Doch auch für Kantinen mit höheren Ansprüchen wird der Name verwendet, zum Beispiel dann, wenn Menschen aus dem gehobenen Bürgertum sich zusammenschließen, um eine ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechende Gastronomie zu schaffen.
Vor mehr als 200 Jahren war dies in Saarbrücken der Fall. 1796, also noch zu einer Zeit, in der das Saarland in die Nachwirren der Französischen Revolution (1789) einbezogen war und der Graf sowie der Thronerbe von Nassau-Saarbrücken fluchtartig ihr Land verlassen hatten (1793), gründeten Saarbrücker Kaufleute, Freiberufler und Beamte die „Saarbrücker Casinogesellschaft" zum Betrieb einer Begegnungs- Bildungs- und Feststätte. Bis zum Jahr 1941 diente hierfür das Hauptgebäude des heutigen Saarländischen Landtags. Dann musste sich die Gesellschaft unter dem Druck der Nationalsozialisten auflösen und wurde enteignet. Selbständige Eigeninitiativen, möglicherweise noch unter Beteiligung jüdischer Mitbürger, waren den Nationalsozialisten zuwider. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhielt die inzwischen wieder gegründete Casinogesellschaft zum Ausgleich ein herrschaftliches Bürgerhaus am Staden zugesprochen, das Anwesen, in dem das heutige Casino untergebracht ist.
Die Saarbrücker Bürger wissen, was gut schmeckt, und so muss sich die Küche des Hauses anstrengen. Sie tut es mit Erfolg. Die Speisekarte enthält nicht sehr viele, dafür aber sehr lohnende Angebote. Die Speisen und Menüs wechseln. Ich selbst habe die Berliner Leber und Couscous mit Gemüse und Lammfleisch in bester Erinnerung. Wie es sich im deutsch-französischen Grenzland an Saar und Mosel gehört, und wie man es unwillkürlich von einem Casino erwartet, enthält die Karte auch eine Sammlung von hervorragenden Weinsorten. Bewirtet wird in mehreren hübsch ausgestatteten Räumen und bei schönem Wetter auch auf der Gartenterrasse.
Ein früherer Saarbrücker Gerichtspräsident hat mir erzählt, dass er und seine Kollegen sich regelmäßig im alten Casino zum Frühschoppen oder zu Weinproben trafen, währenddessen der Gerichtsdiener mit dem "Aktenbock" die zu bearbeitenden Schriftsätze und Unterlagen in die Wohnungen der Herren Juristen brachte.
Das heutige Casino liegt ein wenig abseits von den Gerichten und hohen Behörden. Dafür wird es gezielt für abendliche Veranstaltungen, gesellschaftliche Ereignisse, Tanzveranstaltungen, Betriebs- und Familienfeiern oder Arbeitsessen genutzt. Es bietet jedoch nicht nur Raum für Gasttagungen, sondern führt auch eigene Veranstaltungen wie Kamingespräche und Vorträge durch und ist Ausgangspunkt kulturhistorischer Führungen durch das Saarland. Ein eigens geschaffener Förderverein vergibt Preise an Nachwuchskräfte in der Musik und der bildenden Kunst. Für alle Beteiligten bietet das Casino am Saarbrücker Staden ein geeignetes und ansprechendes Ambiente.
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Fotos: Rudolf Dadder