Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Louis Théodore Gouvy

Louis Théodore Gouvy

Herbert Kihm

Ein saarländisch-lothringischer Komponist der Romantik

Ich glaube, ich würde die meisten Wetten gewinnen, wenn ich einen Saarländer fragte, wer dieser Mann war, ja, ich glaube auch die andere Wette würde ich gewinnen, wenn ich nämlich eine Saarbrückerin oder einen Saarbrücker fragte, wo der Ort „Goffontaine" liegt, in dem dieser Mann geboren wurde.
Ehemaliges Wappen von Schafbrücke
Ehemaliges Wappen von Schafbrücke

In Théodore Gouvy Lebenslauf spiegelt sich beispielhaft die Historie des Saarlandes und seiner Bevölkerung zwischen Frankreich und Deutschland wider. Tragen wir also etwas zur Lösung der Fragen und der Geschichte der Grenzregion bei.

Louis Théodore Gouvy wurde am 3. Juli 1819 in Goffontaine als jüngstes Kind einer wohlhabenden französischen Industriellenfamilie geboren. Sein Urgroßvater Pierre-Joseph hatte sich, aus Belgien stammend, im Saarland niedergelassen und 1751 östlich von Saarbrücken eine Eisenhütte gegründet, der er im Andenken an sein belgisches Heimatdorf den Namen „Goffontaine" gab. Aus Goffontaine wurde dann später „Stahlhammer" und heute der Saarbrücker Stadtteil Schafbrücke - soweit also zur Aufklärung Theodore Gouvys Geburtsortes.

Nach dem frühen Tod des Vaters übersiedelte die Mutter mit den vier Kindern nach Metz über. Gouvy studierte zunächst in Paris Jura. Da sein Geburtsort Goffontaine vier Jahre vor seiner Geburt aufgrund des zweiten Pariser Friedens (20. November 1815 ) an Preußen gefallen war, besaß er keine französische Staatsbürgerschaft. Da ihm dadurch der Zugang zum Examen nicht möglich war, brach der das Studium ab. Als der Antrag schließlich Erfolg hatte, war Gouvy bereits 32 Jahre alt. Nach der Entscheidung, Musiker zu werden, studierte Gouvy auf privater Basis bei Antoine Elwart und Pierre Zimmermann. Auch hier verhinderte das Fehlen der Staatsbürgerschaft ein Studium am Conservatoire de Paris.

In seiner ersten Schaffensphase widmete sich Gouvy der Instrumentalmusik. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Werke der Kammermusik und mehrere Sinfonien. Eine deutsche Zeitung bezeichnete Gouvy als „gebürtigen Franzosen, der es verstehe, deutschen Ernst mit der Eleganz seines Vaterlandes zu verbinden." Hector Berlioz schrieb 1851 über ihn: „Dass ein Musiker vom Rang des Herrn Gouvy in Paris noch so wenig bekannt ist, während Schwärme von Mücken das Publikum mit ihrem hartnäckigen Gesumm belästigen, das muss die naiven Geister verblüffen und empören, die noch an den Verstand und die Gerechtigkeit unserer musikalischen Sitten glauben." Allgemeine Anerkennung fand Gouvy in Paris erst sehr spät: So führte 1868 die Société des Concerts du Conservatoire seine Werke auf. 1873 wurde er in den Ausschuss der Société Nationale de Musique gewählt, weitere Ehrungen folgten.

Gouvy widmete sich in seiner zweiten Schaffensphase der Chormusik. Er wohnte ab1868 in der Villa seines Bruders Alexandre in Hombourg-Haut. (Hombourg-Haut, deutsch: Oberhomburg, lothringisch: Humerich, ist eine Grenzgemeinde im Arrondissement Forbach, Kanton Saint-Avold-2). Aus dieser Periode stammt sein wohl bedeutendstes Werk, ein Requiem (op.70), sowie ein Stabat Mater, eine Missa brevis sowie Kantaten. Da es zu jener Zeit in Frankreich kaum Möglichkeiten gab, derartige Werke aufzuführen, verlagerte Gouvy sein Wirken schließlich ganz auf die großen Städte Deutschlands - insbesondere seine weltlichen Chorwerke konnte er während der 1880er- und 90er-Jahre wiederholt aufführen und gastierte damit in Leipzig, Wiesbaden, Duisburg, Halle, Frankfurt am Main und Frankfurt (Oder). Nach Paris kehrte er 1889 anlässlich der Weltausstellung zum letzten Mal zurück.

Gouvy starb auf einer seiner Konzertreisen 1898 in Leipzig an den Folgen eines Herzinfarkts, begraben wurde er in Hombourg-Haut.

Würdigung:

Die Musik Gouvys geriet über fast ein Jahrhundert in Vergessenheit. Kritiker bemängelten, dass es Gouvy bei allem handwerklichen Geschick an Originalität gemangelt habe und dass er in Stil und Form nicht nach neuen Wegen gesucht habe. Bis heute hat sich die Einschätzung gehalten, dass Gouvy ein umfangreiches Werk „meisterhaft gearbeiteter" und „schöner" Musik hinterlassen habe, aufgrund seines wenig innovativen Stils jedoch nicht zu den „epochemachenden Meistern" zu zählen sei.

Das «Institut de Louis Théodore Gouvy» wurde 1995 in der Villa Alexandre Gouvy in Hombourg-Haut gegründet. Es betrachtet den Erhalt und die Aufarbeitung des Werks Gouvys als wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität Lothringens und hat wesentlich zur Wiederentdeckung der Musik Louis Théodore Gouvys beigetragen.

 

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Bildquellen:  Institut de Louis Théodore Gouvy
Porträt Mitte links, bearb von Herbert Kihm

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