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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Heute gilt Büchner unbestritten als Begründer der modernen deutschen Literatur. Lassen Sie sich auf eine Begegnung mit dem rebellischen und jung verstorbenen Dichter und seinem ungewöhnlichen Werk ein.

Blandine Merten

Blandine Merten

Florian Russi

Seliggesprochene Saarländerin

Wen die Verehrer einmal ins Herz geschlossen haben, an dem halten sie fest. Dann kümmert es auch nicht, wenn über ihr Idol nur wenige Fakten bekannt sind. Umso mehr können sich dann Fantasien, Bedürfnisse und Erzähltalente entfalten. So zeigt es sich vor allem auch in der Heiligenverehrung. Vom Heiligen Nikolaus, über dessen Leben fast nichts bekannt ist, bildete sich eine Unzahl von Legenden. Die vor allem im westlichen Saarland und in Lothringen verehrte Sankt Oranna wird allein wegen ihres Namens auch als Fürsprecherin bei Ohr-Leiden angerufen. Die auch im Saarland als Schutzpatronin der Bergleute verehrte Hl. Barbara hat nie ein Bergwerk von innen gesehen, aber im engen Gemäuer eines Turms eingesperrt leben müssen. Die früh verstorbene Therese von Lisieux, die nicht über den Rahmen ihrer Familie und später ihres Klosters hinausgelangt war, wurde von Papst Johannes XXIII. als „Heilige des Atomzeitalters" bezeichnet und von Papst Johannes Paul II zur Kirchenlehrerin erhoben. Was sie kennzeichnete, war ein kindliches Gottvertrauen, das jedoch immer wieder von Phasen großen Zweifels unterbrochen wurde. Wie aber verhält es sich mit Blandine Merten, der einzigen im Saarland geborenen Persönlichkeit, der bisher von der r&oouml;misch-katholischen Kirche der Status einer Seligen zuerkannt wurde und deren Heiligsprechung noch zu erwarten ist? Auch ihr Leben hat sich in engen Grenzen bewegt. Nichts Aufregendes ist über sie bekannt geworden.
Grabstätte von Blandine Merten in Trier
Grabstätte von Blandine Merten in Trier

Als Maria Magdalena Merten wurde sie am 10. Juli 1883 in Düppenweiler im Landkreis Merzig-Wadern geboren. Sie war das neunte Kind einer katholisch geprägten Bauernfamilie. Nach dem Besuch des Lehrerinnenseminars in Marienau bei Vallendar arbeitete sie als Volksschullehrerin in Oberthal (Kreis St. Wendel), Morscheid (Hunsrück) und Großrosseln (Warndt). Im Jahr 1908 trat sie in die Kongregation der Ursulinen vom Kalvarienberg in Ahrweiler ein. Hier nahm sie den Ordensnamen Blandina an, der von ihren Mitschwestern Blandine gerufen wurde. Von 1910 bis 1916 wirkte sie als Lehrerin und Erzieherin in den Schulen der Ursulinen in Saarbrücken und Trier. Ende 1916 erkrankte sie an Tuberkulose und musste ihre Tätigkeit aufgeben. Am 18. Mai 1918 starb sie mit nicht einmal 35 Jahren im Kloster St. Bantus in Trier.

Vor allem in den Monaten ihrer Krankheit muss Blandine ihre Umgebung mit ihrer Geduld, ihrem Glauben und ihrer Freundlichkeit tief beeindruckt haben. Schon bald nach ihrem Tod stand sie im Ruf der Heiligkeit. In den Berichten über sie heißt es, dass sie als Lehrerin streng aber gerecht und hilfsbereit gewesen sei. Das kann ich auch von vielen meiner früheren Lehrer sagen. Bei Blandine muss eine große charismatische Ausstrahlung hinzugekommen sein.

Selig bzw. heilig gesprochen werden nach römischem Kirchenrecht Märtyrer, d.h. Menschen, die für den Glauben ihr Leben geopfert haben; darüber hinaus Menschen, die entsprechend den Seligpreisungen der Bergpredigt ein besonders tugendhaftes Leben geführt haben. Hinzu kommen muss der „Ruf der Wundertätigkeit". Das heißt, dass der betreffenden Person ein Wunder, z.B. die medizinisch nicht erklärbare Heilung eines Schwerstkranken, zugesprochen werden kann. Beides hat die dafür zuständige römische Kommission für Blandine Merten anerkannt. Am Allerheiligenfest 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 18. Mai.

Nicht weit von der saarländischen Grenze entfernt, im lothringischen Scy-Chazelles lebte ein Mann, für den in Rom ebenfalls ein Seligsprechungsprozess anhängig ist: Robert Schuman. Er war französischer Ministerpräsident und Außenminister und einer der „großen Europäer". In seinen hohen Ämtern war er vielen Versuchungen der Macht ausgesetzt. Sein Biograf Christian Pennera hat mir erzählt, dass er trotz intensiver Recherchen kein Beispiel dafür gefunden habe, dass sich Schuman irgendwann korrupt, machtgierig, unmoralisch oder skandalös verhalten habe. Er habe gelebt wie ein tugendhafter Mönch und Heiliger. Auch hier wird ein anerkanntes Wunder den letzten Beleg bringen müssen.

Im Raum Saar-Lor-Lux ist also noch mit Heiligen zu rechnen, die nicht aus Irland, Schottland oder anderen fernen Ländern, sondern aus der Region selbst stammen. Wer sie verehren will, darf an viel Gutes glauben.

 

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Fotos:
- Vorschaubild: Blandine Merten (gemeinfrei)
- Grab Blandine Merten Trier, Urheber L.Sieht, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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